Nach Angaben der Vereinten Nationen haben die Lebensbedingungen weltweit wieder das Niveau vor der Corona-Pandemie erreicht. Der Bericht des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP) zeigt: Nachdem der Index für menschliche Entwicklung (Human Development Index, HDI) pandemiebedingt in Jahr 2021 und 2022 gesunken war, ist er letztes Jahr wieder gestiegen. Allerdings wächst der Unterschied zwischen reichen und armen Ländern weiter.

Insgesamt überschritten die Standards für Lebenserwartung, Bildung und Lebensstandard dem Bericht zufolge im vergangenen Jahr die vor dem Beginn der Corona-Pandemie erreichten Werte im Jahr 2019. Gleichzeitig verstärkte sich die Spaltung zwischen Arm und Reich: "Was wir hier sehen, ist, dass die ärmsten und verletzlichsten Schichten unserer Gesellschaft zurückgelassen werden", sagte UNDP-Vertreter Pedro Conceição.

Dies gefährde das UNDP-Ziel für das Jahr 2030, "dass nicht nur niemand zurückgelassen wird, sondern dass die am weitesten hinten Liegenden als Erste erreicht werden", sagte Conceição. Laut UNDP-Chef Achim Steiner ist diese Entwicklung umso beunruhigender, als die HDI-Werte der armen und reichen Länder sich zuvor 20 Jahre lang aufeinander zu bewegt hatten.

Hälfte der ärmsten Länder leidet noch unter Corona-Folgen

An der Spitze des HDI stehen dem Bericht zufolge die Schweiz, Norwegen und Island, an dessen Ende Somalia, Süd-Sudan und die Zentralafrikanische Republik. Mehr als die Hälfte der am wenigsten entwickelten Länder der Erde hat sich demnach bislang nicht von den Auswirkungen der Corona-Pandemie erholt. In Staaten wie dem Sudan, Afghanistan, Myanmar oder der Ukraine verschlimmern Konflikte die Lage zusätzlich. Afghanistan beispielsweise ist bei der menschlichen Entwicklung um zehn Jahre zurückgefallen, der Wert der Ukraine liegt auf dem niedrigsten Wert seit 2004.

Laut Bericht befindet sich die Welt an einem entscheidenden Punkt. Polarisierung und Misstrauen würden auf einen "kränkelnden Planeten" treffen. Obwohl die meisten Menschen demokratische Werte befürworten würden, entschieden sie sich dennoch häufig für Politiker, die die Demokratie bedrohen könnten. Der Bericht kritisiert, dass "unangemessene Summen für Verteidigungsbudgets ausgegeben" würden. Dieses Geld fehle dadurch bei der Bekämpfung von sozialer Ungleichheit, Klimawandel, Cyberkriminalität und möglichen zukünftigen Pandemien.