Württembergischer Landesposaunentag

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Der württembergische Landesposaunentag ist eine kirchenmusikalische Großveranstaltung des Evangelischen Jugendwerks in Württemberg, die alle zwei Jahre an einem Wochenende im Mai oder Juni in Ulm stattfindet.

Zu diesem Bläsertreffen kommen hauptsächlich Blechbläser aus Posaunenchören im Einzugsgebiet der Evangelischen Landeskirche in Württemberg zusammen, um im Ulmer Münster, in der Martin-Luther-Kirche, in der Pauluskirche und in anderen Kirchen, in sozialen Einrichtungen sowie in der Donauhalle und im Congress Centrum vorwiegend geistliche Werke aller Epochen und Stile zu musizieren und Gottesdienste zu feiern.

Der Landesposaunentag endet traditionell mit einer liturgischen Schlussfeier auf dem Münsterplatz, bei der alle teilnehmenden Bläser unter Leitung des württembergischen Landesposaunenwarts gemeinsam musizieren und so den „größten Posaunenchor der Welt“ bilden. Als vorletztes wird der Choral Nun danket alle Gott nach dem Satz von Johann Sebastian Bach BWV 252 (von G-Dur nach Es-Dur transponiert) geblasen: zuerst 4-stimmig, dann mit den Fanfaren und zum Abschluss mit der Oberstimme von Hermann Mühleisen.[1] Während der dritten Strophe beginnen die Münsterglocken zu läuten. Nach Nun danket alle Gott wird als letztes die dritte Strophe des Chorals Wachet auf, ruft uns die Stimme – bei den Bläsern schlicht als „Gloria“ bekannt – gespielt. Dies ist der Schlusschoral aus der Kantate BWV 140.

Wegen der enormen Größe des Orchestes dirigiert der Landesposaunenwart bei der Abschlussfeier auf einem hohen Gerüst als Dirigentenpodest und mit einem überdimensionalen Taktstock.[2][3] Bereits Landesposaunenwart Hermann Mühleisen hatte mit einem übergroßen Taktstock dirigiert. Nachdem bei der Abschlussfeier des Landesposaunentags 1968 das „Gloria“ verklungen war, übergab er den Taktstock auf dem Dirigentenpodest an seinen Nachfolger Wilhelm Mergenthaler.[4]

Die ersten Landesposaunentage

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Der erste württembergische Landesposaunentag fand 1901 in Esslingen am Neckar statt. Im Jahr 1906 fand der Landesposaunentag erstmals in Ulm statt, damals mit rund 250 Musikanten. Bis zum Zweiten Weltkrieg wurden die württembergischen Landesposaunentage in verschiedenen Städten durchgeführt.

Die große Tradition der Ulmer Posaunentage begann, als der damalige Landesposaunenwart Hermann Mühleisen die Posaunenchöre in die Münsterstadt rief. 2000 Bläser folgten seiner Einladung. Die Innenstadt war bei den Luftangriffen auf Ulm weitgehend zerstört worden; das Münster war eines der wenigen größeren Gebäude in der Ulmer Innenstadt, die nicht in Trümmern lagen. Theophil Wurm hielt die Predigt. Gespendetes Vesper wurde kostenlos aus Körben gereicht. Beim Spielen des „Gloria“ brachen gestandene Männer in Tränen aus.[5]

1947 kam zum großen Gesamtklang ein Auswahlchor hinzu: die Geburtsstunde des Schwäbischen Posaunendienstes.

Am Landesposaunentag 1996 nahmen 9000 Musiker teil. Selbst das Münster war nun zu klein für alle Teilnehmer der Landesposaunentage, andere Veranstaltungsorte in Ulm mussten mit einbezogen werden. Inzwischen gibt es in Ulm fünf Veranstaltungsorte.

Im Jahr 2006 wurde der 41. Landesposaunentag mit 8000 Musikanten unter Leitung von Landesposaunenwart Hans-Ulrich Nonnenmann abgehalten. Da der Landesposaunentag im Jahr 1901 erstmals in Ulm stattgefunden hatte, galt der 41. Landesposaunentag als „Jubiläumsposaunentag“.

Der 42. Landesposaunentag im Jahr 2008 war der 30. Landesposaunentag, der in Ulm abgehalten wurde.[6]

Ursprünglich sollte der 48. Landesposaunentag im Jahr 2020 turnusgemäß stattfinden, er wurde jedoch wegen der COVID-19-Pandemie auf das Jahr 2021 verschoben.[7]

Das Evangelische Jugendwerk in Württemberg beging im Jahr 2021 sein 50-jähriges Jubiläum; zugleich feierte die Sportarbeit im EJW den 100. Geburtstag. Deshalb sollte es in Ulm am 3. und 4. Juli 2021 einen besonders festlichen Landesposaunentag mit zwei Akzenten geben. Die Posaunenbläser des EJW planten Ulm in eine klingende Stadt zu verwandeln; die Sportler der Eichenkreuz-Sportarbeit im EJW wollten mit ihren Angeboten Jung und Alt in Bewegung setzen.[7] Klassische Großveranstaltungen waren im Sommer 2021 aber noch nicht möglich. Das EJW und die Kirchengemeinden in Württemberg luden dazu ein, diesen Sonntag zum „Posaunentag im Land“ zu machen. Unter dem Motto „Vertrauenssache Glaube“ gab es dazu ein fertig ausgearbeitetes Programm für den Festgottesdienst, sowie den Vorschlag, auch am Samstag vor Ort ein kleines Konzert zu gestalten – angepasst an die dann geltenden Corona-Verordnungen. In Ulm waren am Samstag eine Serenade und am Sonntag ein Fernseh-Gottesdienst im Ulmer Münster vorgesehen.[8]

Der 49. Landesposaunentag fand am 24. und 25. Juni 2023 wieder im gewohnten Umfang statt.[9]

Kugelkreuz

An den Fanfarentrompeten sind beim Landesposaunentag verschiedene Flaggen mit jeweils einem Symbol aufgehängt, darunter das Kugelkreuz und das lateinische Kreuz.[10] Das Kugelkreuz ist das Symbol der Evangelischen Jugend.[11]

  • Reinhart Hohner, Albrecht Schuler: Ulm – ein Vorplatz des Himmels. Chronik der württembergischen Landesposaunentage. buch & musik, ejw-service-GmbH, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-932595-89-9.

Einzelnachweise

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  1. Überstimme Hermann Mühleisen
  2. Die Blechlawine Gottes in Ulm augsburger-allgemeine.de, 27. Juni 2016. Auf dem Foto: Landesposaunenwart Hans-Ulrich Nonnenmann dirigiert hoch über dem Orchester mit einem langen weißen Taktstock.
  3. Landesposaunentag 2023: Klanggewaltiges und begeisterndes Bläsertreffen in Ulm swp.de, 25. Juni 2023, mit sechs Fotos. Siehe Bild 2/6: Landesposaunenwart Hans-Ulrich Nonnenmann auf dem hohen Gerüst für den Dirigenten und mit seinem langen Taktstock.
  4. Erinnerungen an Wilhelm Mergenthaler. In: Neue Töne. Nachrichten aus dem Förderverein des EJW, Ausgabe Oktober 2018.
  5. Kirchengeschichte@1@2Vorlage:Toter Link/landesposaunentag.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Februar 2023. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  6. Ulm als klingende Stadt taebingen.de, Quelle: Südwest Presse, 16. Juni 2008.
  7. a b EJW verschiebt Landesposaunentag in Ulm. Reaktion auf Corona-Pandemie: Bläser-Treffen erst 2021 elk-wue.de, 15. April 2020.
  8. Landesposaunentag mal anders cvjm-jugendwerk-ulm.de, 2021.
  9. Landesposaunentag ejwue.de, mit Rückblick auf den 49. Landesposaunentag 2023.
  10. Video vom Ulmer Landesposaunentag 2010 (2:51 Min.). Zu den Fanfarentrompeten mit Kugelkreuzfahnen siehe 1:34 bis 1:45.
  11. Kugelkreuz evangelischejugend.de