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Geheimdienst-Skandal NSA späht Internetnutzer mit Google-Cookies aus

Die NSA überwacht das Online-Verhalten Verdächtiger mit Hilfe von Google-Dateien. Laut "Washington Post" verwendet der US-Geheimdienst Cookies des Suchmaschinenkonzerns, um Spähsoftware auf Rechnern zu platzieren.
Daten, Daten, Daten: Die NSA kann Verdächtige gezielt ausspähen

Daten, Daten, Daten: Die NSA kann Verdächtige gezielt ausspähen

Foto: KACPER PEMPEL/ REUTERS

Neue Enthüllung in Sachen NSA: Laut "Washington Post " nutzt der US-Geheimdienst sogenannte Cookies, um das Verhalten von Internetnutzern auszuspionieren und Schadsoftware auf deren Computern einzuschleusen. Entsprechende Informationen sind einer internen NSA-Präsentation  zu entnehmen, die aus dem Fundus des ehemaligen NSA-Mitarbeiters Edward Snowden stammt.

Cookies sind kleine Textdateien, die Websites auf Rechnern, Tablets und Smartphones ablegen, um die Nutzer beim nächsten Besuch wiedererkennen zu können. Die Technik wird unter anderem genutzt, um auf Webseiten Werbung zu platzieren, die den Interessen der Nutzer entsprechen soll. Datenschützer kritisieren das Setzen von Cookies immer wieder, weil sie potentiell geeignet sind, das Nutzungsverhalten von Web-Usern zu verfolgen.

Google wurde in diesem Zusammenhang mehrfach zu Strafzahlungen verurteilt. Der Konzern hatte die Datenschutz-Einstellungen in Apples Safari-Browser umgangen und einen Weg gefunden, im Safari-Browser für iPhone, iPad und Desktop-Rechner Cookies zu hinterlassen, obwohl Anwender das in den Voreinstellungen verboten hatten.

Eine Zielvorrichtung für Spähsoftware

Den neuen Enthüllungen zufolge hat sich der Geheimdienst bei seiner Online-Ausspähung spezieller Cookies bedient, die von Google verwendet werden. Diese sogenannten Google-PREFIDs enthalten dem Bericht zufolge zwar keine persönlichen Informationen - also weder den Namen noch die E-Mail-Adresse oder Telefonnummer eines Nutzers. Doch sie ermöglichen es, den Browser, den jemand benutzt, eindeutig zu identifizieren.

NSA-Präsentation: Netz-Nutzungsverhalten potentieller Gegner verfolgen

Wozu die NSA die durch diese Cookies gewonnenen Informationen über das Surfverhalten einer Zielperson konkret nutzt, ist aus den von der "Washington Post" gezeigten Folien nicht abzulesen. In den Dokumenten heißt es lediglich, die Cookies seien geeignet, um einen Computer "per Fernsteuerung auszubeuten". Die Zeitung schildert, dass die Technik von der NSA quasi als Zielvorrichtung genutzt werden könnte, um Spionagesoftware auf einzelnen Rechnern zu platzieren.

Im Gegensatz zu anderen NSA-Techniken ist das Cookie-Tracking nicht dafür gedacht, aus einem großen Datenpool Verdächtige herauszusieben. Stattdessen soll sie helfen, bereits unter Verdacht stehende Personen zielgerichtet bei ihren Online-Aktivitäten zu verfolgen.

Cookie-Zugang per Geheimurteil?

Unklar ist derzeit noch, wie sich die NSA Zugriff auf die Google-Cookies verschafft. Es sei den NSA-Folien nicht zu entnehmen, dass Google mit dem Geheimdienst zusammenarbeite, heißt es in der Zeitung. Andere Dokumente würden aber nahelegen, dass die NSA sich über Fisa-Geheimurteile (Foreign Information Surveillance Act) Zugang zu den Daten verschafft hat. Solche Urteile des Fisa-Geheimgerichts sind für die betroffenen Unternehmen in den USA bindend und verbieten ihnen, die Öffentlichkeit über die Maßnahmen zu informieren.

Um eine Stellungnahme zu den neuen Erkenntnissen gebeten, reagierte die NSA gewohnt ausweichend. Man nutze Geheimdienst-Methoden, um ausländische Gegner zu verstehen und zu verhindern, "dass sie unschuldigen Amerikanern Schaden zufügen". Google wollte sich zu dem Bericht nicht äußern. Der Konzern hat sich einer Gruppe von Firmen angeschlossen, die von der US-Regierung in einem offenen Brief eine Reform der Internetüberwachung fordern.

mak