"Verbindungsstelle 61": Ermittlungen gegen Chef von geheimer BND-Gruppe
Von der geheimen BND-Abteilung "Verbindungsstelle 61" weiß kaum jemand, selbst innerhalb des Bundesnachrichtendienstes nicht. Jetzt ermittelt nach SPIEGEL-Informationen die Staatsanwaltschaft Heidelberg gegen den Leiter: Er soll eine bewaffnete Gruppe gebildet haben.
Heidelberg - Ein Verfahren gegen einen hochrangigen Beamten des Bundesnachrichtendienstes (BND) sorgt für Unruhe im Kanzleramt. Die Staatsanwaltschaft Heidelberg ermittelt nach Informationen des SPIEGEL gegen den Leiter der geheimen "Verbindungsstelle 61" des BND in Mainz. Joachim von S. steht unter dem Verdacht der Bildung einer bewaffneten Gruppe und des Verstoßes gegen das Waffengesetz.
Der BND selbst hatte Anzeige gegen Joachim von S. erstattet, nachdem die Innenrevision des Auslandsgeheimdienstes auf den Mann aufmerksam geworden war. Er ist seit vielen Jahren Leiter jener geheimnisvollen Dienststelle, die selbst innerhalb der Behörde nur wenigen bekannt ist und deren Existenz auf Anfrage des SPIEGEL zunächst geleugnet wurde.
Angeblich war der BND-Angehörige dort unter anderem für die Schießausbildung zuständig. Der Rechtsbeistand des Beschuldigten erklärte, die Vorwürfe seien haltlos, wie Ermittlungen der Polizei ergeben hätten. Es handele sich um eine "bösartige Intrige", ausgelöst durch die Vorgesetzte seines Mandanten, die das "Soldatische" des altgedienten BND-Mannes abgelehnt hätte.
Der Anwalt räumte ein, dass auf dem Gang des Dienstsitzes seines Mandanten eine Bilderreihe des Brandenburger Tors im Lauf der Geschichte hänge, darunter eine Abbildung aus dem Jahr 1943 mit der Aufschrift "Führer befiehl - wir folgen". Ein BND-General habe dem Beamten deshalb "nationalsozialistische Propaganda" vorgeworfen.
Joachim von S. sei daraufhin "knallhart und unmittelbar" in die BND-Zentrale nach Pullach versetzt worden. Dort habe er die Aufgabe erhalten, einen "Betreuungsabend für Angehörige von BND-Mitarbeitern" vorzubereiten. Sein Mandant sei derzeit krank, sagte der Rechtsbeistand dem SPIEGEL.
Laut Insidern hat die "Verbindungsstelle 61" die Aufgabe, Kontakt zu ausländischen Streitkräften und zur nahgelegenen Außenstelle des US-Nachrichtendienstes CIA in Wiesbaden zu halten.
Die Staatsanwaltschaft Heidelberg verweigerte jeden Kommentar zu den Ermittlungen. Ein BND-Sprecher sagte, man äußere sich grundsätzlich nicht zu Personalangelegenheiten.
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