„Metaebene“ – Versionsunterschied

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'''Metaebene''' ist die lose verwendete Bezeichnung für eine übergeordnete Sichtweise, in der [[Diskurs]]e, [[Struktur]]en, oder [[Metasprache|Sprache]]n als [[Sache|Objekte]] behandelt werden. Findet die Metaebene in derselben Struktur statt, über die sie spricht, so liegt ein Fall von [[Selbstreferentialität]] vor. Es kann immer eine neue Metaebene aufgesucht werden, eine absolute Metaebene gibt es nicht. Was als Metaebene in Frage kommt, ist abhängig von der Wahl einer [[Methodik|methodischen]] Perspektive. Wird auf der Metaebene eine systematische Betrachtung durchgeführt, so ist das Ergebnis eine [[Metatheorie]].
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'''Metaebene''' ist die lose verwendete Bezeichnung für eine übergeordnete Sichtweise, in der [[Diskurs]]e, Strukturen oder [[Metasprache|Sprachen]] als [[Sache|Objekte]] behandelt werden.

Findet die Metaebene in derselben Struktur statt, über die sie spricht, so liegt ein Fall von [[Selbstreferentialität]] vor. Es können immer neue Metaebenen aufgesucht werden, eine absolute Metaebene gibt es nicht. Was als Metaebene in Frage kommt, ist abhängig von der Wahl einer [[Methodik|methodischen]] Perspektive. Wird auf der Metaebene eine systematische Betrachtung durchgeführt, so ist das Ergebnis eine [[Metatheorie]].


== Allgemeines ==
== Allgemeines ==
Gewöhnlich werden auf der Metaebene Generalisierungen und allgemeine Strukturen des Gegenstandbereichs der zugrundeliegenden Struktur zu Gegenständen gemacht. Auf der Metaebene werden die Prinzipien untersucht, nach denen das, was auf der Objektebene als einzelne [[Instanz (Informatik)|Instanz]] auftritt, geschieht.
Auf der Metaebene werden gewöhnlich Generalisierungen und allgemeine Strukturen des Gegenstandbereichs der zugrundeliegenden Struktur zu Gegenständen gemacht. Es werden diejenigen Prinzipien untersucht, nach denen das, was auf der Objektebene als einzelne [[Exemplar|Instanz]] auftritt, geschieht. Die Vermischung von (Objekt-)Ebene und Metaebene ist eine Möglichkeit, um selbstbezügliche Aussagen oder Bilder zu erstellen, was gelegentlich zu Paradoxien führen kann (z. B. das [[Barbier-Paradoxon]] oder die sog. [[Lügner-Antinomie]]).
Die Vermischung von (Objekt-)Ebene und Metaebene ist eine Möglichkeit, um [[Selbstreferentialität|selbstbezügliche]] Aussagen oder Bilder zu erstellen, was gelegentlich zu Paradoxien führen kann (z. B. das [[Barbier-Paradoxon]] oder die sog. [[Lügner-Antinomie]]).


== Beispiele ==
== Beispiele ==
Die [[Wissenschaftstheorie]] bildet eine Metaebene zur Wissenschaft, indem sie die [[Wissenschaft|wissenschaftlichen Methoden]] untersucht, die der Untersuchung von natürlichen Phänomenen dienen. Die Phänomene bilden selbst jedoch keine "Ebene"; die Wissenschaft ist also nicht eine Metaebene der Natur. Im Kontrast dazu betrachtet die [[Wissenschaftssoziologie]] die Wissenschaft als soziologisches Phänomen, sie ist also eine Metaebene für den [[Wissenschaftsbetrieb]] (Siehe auch [[Metawissenschaft]]). Allerdings können Wissenssoziologie und Wissenschaftstheorie sowohl je für sich selbst als auch für einander als Metaebene auftreten (Wissenschaftstheorie der Wissenschaftstheorie, Wissenschaftstheorie der Wissenssoziologie, Wissenssoziologie der Wissenschaftstheorie, Wissenssoziologie der Wissenssoziologie).
Die [[Wissenschaftstheorie]] bildet eine Metaebene zur [[Wissenschaft]], indem sie die wissenschaftlichen Methoden untersucht, die der Untersuchung natürlicher Phänomene dienen. Die Phänomene bilden selbst jedoch keine „Ebene“; die Wissenschaft ist also nicht eine Metaebene der Natur. Die [[Wissenschaftssoziologie]] betrachtet die Wissenschaft als soziologisches Phänomen, sie ist also eine Metaebene für den [[Wissenschaftsbetrieb]] (siehe auch [[Metawissenschaft]]). Nun können Wissenssoziologie und Wissenschaftstheorie sowohl je für sich selbst als auch füreinander als Metaebene auftreten (Wissenschaftstheorie der Wissenschaftstheorie, Wissenschaftstheorie der Wissenssoziologie, Wissenssoziologie der Wissenschaftstheorie, Wissenssoziologie der Wissenssoziologie).


Im Alltag der [[Kommunikation]] wird eine Diskussion oder ein Streit, die sich nicht mit konkreten Sachfragen, sondern mit dem äußeren Rahmen (Sprecher, Voraussetzungen, Begrifflichkeiten) oder inneren Problemen (Diskussionsstil) einer Diskussion auseinandersetzen, als Metaebene oder auch Metadiskussion bezeichnet. Werden Metadiskussion und diskutierte Diskussion von denselben Sprechern getragen, so liegt ein Fall von [[Selbstreferentialität]] vor.
Im Alltag der [[Kommunikation]] wird eine Diskussion oder ein Streit, die sich nicht mit konkreten Sachfragen, sondern mit dem äußeren Rahmen (Sprecher, Voraussetzungen, Begrifflichkeiten) oder inneren Problemen (Diskussionsstil) einer Diskussion auseinandersetzen, als Metaebene oder auch Metadiskussion bezeichnet. Werden Metadiskussion und diskutierte Diskussion von denselben Sprechern getragen, so liegt ein Fall von [[Selbstreferentialität]] vor.


In der [[Medienwissenschaft]] und der [[Kunst]] bspw. in Literatur und Film spricht man von einer Metaebene, wenn die jeweilige Produktion oder Entstehung eines Werkes selbst zum Inhalt der Arbeit wird.
In der [[Medienwissenschaft]] und der [[Kunst]] – beispielsweise in Literatur und Film spricht man von einer Metaebene, wenn die jeweilige Produktion oder Entstehung eines Werkes selbst zum Inhalt der Arbeit wird. Das war bereits bei der von [[Friedrich Schlegel]] postulierten [[Romantische Ironie|Romantischen Ironie]] der Fall.
* Bekannte Filmbeispiele sind z. B. ''[[8½]]'' von [[Federico Fellini]] und das ''[[Blair Witch Projekt]]''. Davon ist aber ein „[[Making-of]]“ zu unterscheiden, bei dem nicht im Werk über das Filmemachen gesprochen wird, sondern über beliebige Ereignisse aus dem Produktionsprozess. Die genannten Beispiele sind aber auch Fälle von [[Selbstreferentialität]].
* Bekannte Filmbeispiele sind z. B. ''[[8½]]'' von [[Federico Fellini]] und das ''[[Blair Witch Project]]''. Davon ist aber ein „[[Making-of]]“ zu unterscheiden, bei dem nicht im Werk über das Filmemachen gesprochen wird, sondern über beliebige Ereignisse aus dem Produktionsprozess. Die genannten Beispiele sind aber auch Fälle von Selbstreferentialität.
* Das bekannte Bild ''[[La trahison des images]]'' (wörtlich: „Der Verrat der Bilder“) von [[René Magritte]], das eine Pfeife mit dem Schriftzug „Ceci n'est pas une pipe. („Dies ist keine Pfeife.“) abbildet.
* Das bekannte Bild ''[[La trahison des images]]'' (wörtlich: „Der Verrat der Bilder“) von [[René Magritte]], das eine Pfeife mit dem Schriftzug ''Ceci n'est pas une pipe.'' („Dies ist keine Pfeife.“) abbildet.
* Ein Fall von fiktiver [[Selbstreferentialität]] liegt in dem berühmten Roman [[Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman]] vor.
* Ein Fall von fiktiver Selbstreferentialität liegt in dem für diesen Umstand berühmten Roman ''[[Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman]]'' vor.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Metaethik]]
* [[Metatheorie]]
* [[Metaphilosophie]]
* [[Metakommunikation]]
* [[Dekonstruktion]]
* [[Dekonstruktion]]
* [[Ironie]]
* [[Ironie]]
* [[Metaethik]]
* [[Metakommunikation]]
* [[Metaphilosophie]]


[[Kategorie:Philosophie]]
[[Kategorie:Philosophie]]

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Aktuelle Version vom 20. März 2023, 04:16 Uhr

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Metaebene ist die lose verwendete Bezeichnung für eine übergeordnete Sichtweise, in der Diskurse, Strukturen oder Sprachen als Objekte behandelt werden.

Findet die Metaebene in derselben Struktur statt, über die sie spricht, so liegt ein Fall von Selbstreferentialität vor. Es können immer neue Metaebenen aufgesucht werden, eine absolute Metaebene gibt es nicht. Was als Metaebene in Frage kommt, ist abhängig von der Wahl einer methodischen Perspektive. Wird auf der Metaebene eine systematische Betrachtung durchgeführt, so ist das Ergebnis eine Metatheorie.

Auf der Metaebene werden gewöhnlich Generalisierungen und allgemeine Strukturen des Gegenstandbereichs der zugrundeliegenden Struktur zu Gegenständen gemacht. Es werden diejenigen Prinzipien untersucht, nach denen das, was auf der Objektebene als einzelne Instanz auftritt, geschieht. Die Vermischung von (Objekt-)Ebene und Metaebene ist eine Möglichkeit, um selbstbezügliche Aussagen oder Bilder zu erstellen, was gelegentlich zu Paradoxien führen kann (z. B. das Barbier-Paradoxon oder die sog. Lügner-Antinomie).

Die Wissenschaftstheorie bildet eine Metaebene zur Wissenschaft, indem sie die wissenschaftlichen Methoden untersucht, die der Untersuchung natürlicher Phänomene dienen. Die Phänomene bilden selbst jedoch keine „Ebene“; die Wissenschaft ist also nicht eine Metaebene der Natur. Die Wissenschaftssoziologie betrachtet die Wissenschaft als soziologisches Phänomen, sie ist also eine Metaebene für den Wissenschaftsbetrieb (siehe auch Metawissenschaft). Nun können Wissenssoziologie und Wissenschaftstheorie sowohl je für sich selbst als auch füreinander als Metaebene auftreten (Wissenschaftstheorie der Wissenschaftstheorie, Wissenschaftstheorie der Wissenssoziologie, Wissenssoziologie der Wissenschaftstheorie, Wissenssoziologie der Wissenssoziologie).

Im Alltag der Kommunikation wird eine Diskussion oder ein Streit, die sich nicht mit konkreten Sachfragen, sondern mit dem äußeren Rahmen (Sprecher, Voraussetzungen, Begrifflichkeiten) oder inneren Problemen (Diskussionsstil) einer Diskussion auseinandersetzen, als Metaebene oder auch Metadiskussion bezeichnet. Werden Metadiskussion und diskutierte Diskussion von denselben Sprechern getragen, so liegt ein Fall von Selbstreferentialität vor.

In der Medienwissenschaft und der Kunst – beispielsweise in Literatur und Film – spricht man von einer Metaebene, wenn die jeweilige Produktion oder Entstehung eines Werkes selbst zum Inhalt der Arbeit wird. Das war bereits bei der von Friedrich Schlegel postulierten Romantischen Ironie der Fall.

  • Bekannte Filmbeispiele sind z. B. von Federico Fellini und das Blair Witch Project. Davon ist aber ein „Making-of“ zu unterscheiden, bei dem nicht im Werk über das Filmemachen gesprochen wird, sondern über beliebige Ereignisse aus dem Produktionsprozess. Die genannten Beispiele sind aber auch Fälle von Selbstreferentialität.
  • Das bekannte Bild La trahison des images (wörtlich: „Der Verrat der Bilder“) von René Magritte, das eine Pfeife mit dem Schriftzug Ceci n'est pas une pipe. („Dies ist keine Pfeife.“) abbildet.
  • Ein Fall von fiktiver Selbstreferentialität liegt in dem für diesen Umstand berühmten Roman Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman vor.